Bezugsorte: Berlin-Ost, Dresden, Eisenach, Erfurt, Gera
Umfang: 2,5 lfm; Fotosammlung
Signatur: P-TW
Wolfgang „Lumpi“ Thalmann (1951 bis 2016) beginnt 1972 die Ausbildung zum Jugenddiakon im Johannes-Falk-Haus Eisenach. Nach einem Praktikum in der Weinberggemeinde Dresden schließt sich 1976 das berufspraktisches Jahr in Göllingen und ab Oktober 1977 in Gera an. Ab 1978 ist Thalmann als Jugendwart in Gera tätig und vollzieht in der Jungen Gemeinde Gera den Wandel von einer bis dahin überwiegend traditionell orientierten kirchlichen Jugendarbeit hin zur Offenen Arbeit (OA).
Der Bestand von Thalmann enthält die gesamten Materialien seiner kirchlichen Ausbildung und Amtstätigkeit aus den Jahren 1972 bis 1981 mit Arbeitsheftern, Amtskalendern, Tagebüchern, Konzepten, Informationsmaterialien, Korrespondenzen, Protokollen, Fotografien, Musik, handgefertigten Plakaten sowie Druckmaterialien. So sind Belege sowohl der traditionellen kirchlichen Jugendarbeit als auch der OA der Evangelischen Kirche überliefert. Deutlich wird das starke Engagement der OA in Fragen der Erziehung zum Frieden, der Wehrdienstverweigerung, des Wehrersatzdienstes und der Umweltbewegung. Aber auch die kreative Seite Thalmanns wird in Liedtexten und Fotografien seiner Band „Peaceful Dead“, Tondokumenten seiner Musikgruppen „Akt“ und „T.E.F“ und in seinen für die Offene Jugendarbeit Gera hergestellten Plakaten inklusive Zustandsdrucken und Druckmaterialien deutlich. Diese Materialien weisen auf eine engagierte, kreative Öffentlichkeitsarbeit subkultureller kirchlicher Jugendarbeit der 1970er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre, geben aber auch Einblick in Alltagsprobleme von Musikgruppen in der DDR hinsichtlich Auftrittsorganisation oder Spielgenehmigungen.
Ein besonderer Fundus ist eine Sammlung von Gedächtnisprotokollen Jugendlicher, die ihre polizeiliche Zuführung und Befragung wegen „ruhestörendem Lärm“ anlässlich einer privaten Geburtstags- und Abschiedsfeier eines zum Wehrdienst einberufenen Freundes im Jahr 1979 schildern.
Auf Grund seines Engagements in der OA Gera wird Thalmann 1981 aus dem Dienst der Kirche entlassen. Er ist weiterhin in verschiedenen Gruppen der Opposition in Gera und Thüringen aktiv. So sind regionale und überregionale Erklärungen, Proteste und Appelle der Friedens- und Umweltbewegungen der 1980er Jahre dokumentiert.
Im Herbst 1989 ist Thalmann Akteur des Demokratischen Aufbruchs Gera und Thüringen und 1990 im Bürgerkomitee Gera sowie im politisch beratenden Ausschuss zur Bildung des Landes Thüringen. Die Arbeitshefter zu seinem Engagement in der Bürgerbewegung befinden sich in der Sammlung.
Manfred Thiele, 1929 in Mühlhausen geboren, bemüht sich seit seiner Zeit als Ortschronist der Stadt Mühlhausen in den Jahren 1990 bis 1994 um regionale Aufarbeitung der sowjetischen Besatzung der Nachkriegszeit. In seiner publizistischen Tätigkeit der Folgejahre beschäftigt sich Thiele vor allem mit Einzelschicksalen. So umfasst seine Sammlung zahlreiche Publikationen und Manuskripte wie beispielsweise das Heft „Der ‚Fall Bockel‘ 1950 in Mühlhausen“ (1998), den Aufsatz „Die Strafverfolgung von Tierärzten im DDR-Kreis Mühlhausen“ (2004) und das Buch „VAE VICTIS. Mühlhausen unter sowjetischer Besatzungsdiktatur 1945-1953.“ (2004). Weiterhin ist Thieles Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Buchenwald zum sowjetischen Speziallager 2 (1945-1950) dokumentiert. Das Forschungsmaterial besteht aus den zugehörigen Korrespondenzen, Aufzeichnungen, Arbeitspapieren, Personendokumenten und Augenzeugenberichten. Ergänzt wird die Sammlung durch Zeitungsartikel zu Lesungen, Vorträgen und Rezensionen sowie seine Korrespondenz zur Einwerbung von Druckkostenzuschüssen.
Daneben enthält die Sammlung Thieles eine umfangreiche Materialsammlung zu Erika Riemann, Autorin des Buches „Die Schleife an Stalins Bart. Ein Mädchenstreich, acht Jahre Haft und die Zeit danach“, welche vor allem aus Zeitungsartikeln besteht. Auch Thieles Initiative für einen „Gedenkgottesdienst für die Mühlhäuser Opfer kommunistischer Gewalt“ im Jahr 2008 und dessen Scheitern ist in einer Dokumentation mit Konzept, Informationsmaterial und Briefwechseln überliefert.
Das Projekt welches das Wirken Thieles dominiert, ist die Erstellung einer „Namensliste der Bürger, die von 1945 bis 1952 durch Willkürakte der sowjetischen Besatzungsmacht ums Leben kamen“. Diese biografische Forschungsleistung umfasst in Stadt und Kreis Mühlhausen bisher über 500 Personen.
Tordinic, Matthias(Privatsammlung)
Laufzeit: 1941 - 2010
Bezugsorte: Altengottern, Jena
Signatur: P-ToM
SW: Deutsch-Deutsche Beziehungen, Politische Haft, Reise- und Transitverkehr, Republikflucht, Spezialkinderheim „Komensky“, Volksaufstand 17. Juni 1953.