Dieter Oberländer (Jg. 1939, Erfurt) tritt 1968 im Anschluss an seine Diakonenausbildung die Stelle des Stadtjugendwarts in Erfurt an. Von 1978 bis 1981 ist Oberländer als Referent für Bildungsaufgaben und von 1981 bis 1991 als Landesjugendwart und Leiter des Evangelischen (Ev.) Jungmännerwerk Thüringen tätig.
Innerkirchliche Arbeitshilfen, Studientexte, Redemanuskripte, Korrespondenzen und Protokolle geben einen strukturierten Einblick in die Ev. Friedens- und Jugendarbeit. Im Vordergrund steht die Seelsorge und Beratung von Wehrpflichtigen im Spannungsfeld Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA), waffenloser Dienst der Bausoldaten in den Baueinheiten der NVA und Wehrdiensttotalverweigerung. Einige Archivalien bilden staatlichen Repressionsmaßnahmen, welche DDR-Bürger auf dem Weg des christlichen Glaubensbekenntnis, des Friedensbekenntnisses und der Waffendienstverweigerung bedrohten, ab. Diese reichen von verhinderten Bildungschancen bis hin zur Inhaftierung. Die Sammlung von Studientexten umfasst zum Beispiel die von der Theologischen Studienabteilung beim Bund der Ev. Kirchen in der DDR (BEK) herausgegebene Schriftenreihe „Informationen und Texte“ (1982 bis 1989); die Dia-Ton-Serien des BEK „Ohne kleine Leute keine großen Kriege“ und „Frieden. Karikaturen zum Thema“; Reader für die Friedensdekaden (1983 bis 1987) oder etwa die Arbeitshilfe des BEK für kirchliche Mitarbeiter zur Begleitung christlicher Familien in Fragen bildungsrechtlicher Bestimmungen (1982, 1984). Auch staatliches Propagandamaterial vom Militärverlag der DDR wie die Hefte „Wissen und Kämpfen in der DDR – Nationale Volksarmee“ (1979) und Schulbücher für den Wehrkundeunterricht in den Schulen der DDR (1978 bis 1979) sind überliefert. Der Kontrast zwischen christlicher und sozialistischer Friedenserziehung wird als Konfliktfeld von Staat und Kirche deutlich. Herausragend sind die Briefe von Bausoldaten, die ein Bild vom Kasernenalltag, von Problemen mit Vorgesetzten bis hin zu Disziplinarstrafen und von Einsatzbereichen der Bausoldaten zeichnen (1969 bis 1989).
Weiterhin enthält die Sammlung Material aus dem Protest kirchlicher Gruppen gegen die Kommunalwahlen in der DDR im Mai 1989. Überliefert sind hier unter anderem die Dokumentation vom Arbeitskreis Solidarische Kirche Thüringen zu Beobachtungen von Verstößen gegen das Wahlgesetz und der Einspruch des Ev. Pfarrkonvent Erfurt an den Nationalrat der Nationalen Front gegen das Wahlergebnis, verlesen in den Gottesdiensten der Stadt Erfurt am 28.5.1989.
Offene Briefe und Aufrufe vom September 1989, entstanden unter dem Eindruck und den Auswirkungen der Massenauswanderung von Bürgern aus der DDR im Sommer 1989, fordern im Kern die demokratische Reformierung des Sozialismus in der DDR. Darunter befindet sich etwa der Offene Brief der kirchlichen Basisgruppen Thüringen, die Resolution von Künstlern, der Brief der Weimarer CDU-Mitglieder Huhn, Kirchner, Lieberknecht und Müller an die CDU-Vorstände, aber auch der Synodalbeschluss des BEK zur Ökumenischen Versammlung in der DDR. Vom Oktober 1989 datieren Grundsatzpapiere der neu gegründeten Parteien Demokratischer Aufbruch, Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP) und Neues Forum.
1990 wirkt Oberländer an der Einführung des Zivildienstes in der DDR mit. Hier befinden sich amtliche Beschlüsse, Verordnungen und Anträge, darunter seine Materialien aus den Beratungen der Bezirkskommission Zivildienst in Erfurt oder die Veränderungsvorschläge des Ev. Jungmännerwerk Thüringen für die Verordnung über den Zivildienst.
Oberthür, Peter(Privatsammlung)
Laufzeit: 1981 - 1995
Bezugsorte: Dorndorf, Steudnitz
Umfang: 0,3 lfm.
Signatur: P-OP
Peter Oberthür, Pfarrer a.D., kam 1985 als Vikar in den heutigen Pfarrbereich Dorndorf-Steudnitz, wo er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2022 tätig war.
Die Sammlung enthält:
Listen, Notizen und Briefe zu politisch Inhaftierten überregional 1988/89 gemäß dem Beschluss der Vollversammlung des Arbeitskreises Solidarische Kirche (AKSK) Regionalgruppe Thüringen.
Materialien der Bürgerinitiative "Chemiewerk Steudnitz" (VEB Agrochemisches Kombinat Piesteritz) von 1981 bis 1993, mit Eingaben und Analysen zu Schadstoffemissionen in den Jahren 1981 bis 1989 und Sitzungsunterlagen des Neuen Forums Ortsgruppe Dorndorf ab der ersten Sitzung im November 1989 bis zur Sammeleingabe der Arbeitsgruppe Chemiewerk Steudnitz im Januar 1990.
105 handschriftliche Unterschriftenlisten zur Zulassung des Neuen Forums vom 25. September bis Oktober 1989 im Bezirk Gera.
Material der Bürgerinitiative "Gegen Steinbruchbetrieb und Zementproduktion in Dorndorf/Steudnitz" 1991 bis 1995.