Martin Morgner, 1948 in Stollberg geboren, ist deutscher Lyriker, Dramaturg, Theaterkritiker und Historiker. Seine Lebenslinien sind in der Sammlung vom Jahre 1966, dem Beginn seines Studiums an der Hochschule für Ökonomie Berlin-Karlshorst bis zum Jahre 2009, seiner Tätigkeit als Historiker mit dem Forschungsschwerpunkt Kunst- und Kulturgeschichte der DDR, dokumentiert.
Aus der Studienzeit Morgners von 1966 bis 1970 sind Kontakte zur Literaturszene Jena, zur Kultur- und Musikszene in Dresden und Berlin, Partys, Ausflüge, Tramptouren, aber auch die militärische Ausbildung der Studentenbrigade in zahlreichen Fotografien überliefert.
Von 1973 bis 1975 leistet Morgner seinen Wehrdienst als Bausoldat in den Baueinheiten der Nationalen Volksarmee in Holzdorf ab. Diese Zeit verarbeitet er in einer Gedichtreihe, die im Dokumentenbestand enthalten ist. 1974 legt das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die operative Vorlaufakte „Wühler“ gegen Morgner wegen des Verdachts der staatsfeindlichen Hetze und der staatsfeindlichen Gruppenbildung an. Auszüge hieraus sind ebenfalls im Depositum verzeichnet.
Den Schwerpunkt des Dokumentenbestandes bilden zahlreiche Stückentwürfe für die Puppentheater Gera, Dessau, Chemnitz und Frankfurt/Oder sowie Hörspielbearbeitungen für den Rundfunk der DDR, die Morgner während seines Fernstudiums als Theaterwissenschaftler von 1978 bis 1983 und seiner anschließenden Tätigkeit als Dramaturg und Regisseur in den Jahren 1982 bis 1995 schreibt.
Daneben ist Morgner seit den 1990er Jahren als freiberuflicher Journalist und Historiker tätig. In der Sammlung enthalten sind Rezensionen für die Zeitschrift „Theater der Zeit“, Zeitungsartikel zu MfS-Verstrickungen in der Kunst- und Kulturszene der DDR sowie eine Entwurfsfassung seiner Dokumentation „Zusammensetzen des Zersetzten – oder: Heilung vom Akten-Aussatz“ aus dem Jahre 2009, worin seine persönlichen Erfahrungen mit dem MfS aufgearbeitet werden.
Mothes, Jörn(Privatsammlung)
Laufzeit: 1980 - 1990
Bezugsorte: Gera, Jena
Umfang: 1 lfm.; Fotosammlung
Signatur: P-MJ
Der Vorlass des Theologen Jörn Mothes, Jahrgang 1962, enthält vor allem Materialien aus seinem Engagement für verschiedene Nicaragua-Solidaritätsprojekte in der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) Jena in den Jahren 1983 bis 1989. Die Sammlung mit Informationsmaterialien, Arbeitsprotokollen, Notizen, Korrespondenzen, Reisedokumenten und -berichten sowie Fotografien bilden Planung, Durchführung und Unwägbarkeiten von nichtstaatlichen Solidaritätsaktionen in der DDR ab.
So wird Mothes 1987 vom Solidaritätsarbeitskreis der ESG Jena zur Mitreise an der DDR-weiten Initiative des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) „Kaffeebrigade 1987“ – einem solidarischen Arbeitseinsatz bei der Kaffeeernte in Nicaragua – nominiert. Mothes übernimmt von Jena aus zahlreiche Organisations- und Koordinierungstätigkeiten für das Projekt und wird dabei vom Solidaritätsarbeitskreis der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Jena „El Camino“, in dem sich Mothes ebenfalls engagiert, unterstützt. Am Tag der Abreise wird Mothes jedoch auf dem Flughafen die Mitreise von staatlicher Seite kurzfristig verweigert. Ebenso dokumentiert ist die Planung eines Arbeitseinsatzes in Monte Fresco im Sommer 1988, welcher durch die Geschäftsstelle der Ev. Studentengemeinden Berlin auf Beschluss der Regierung abgesagt wird. Im Jahr 1989 organisieren die Theologiestudenten und „El-Camino“ Mitglieder Franziska Rohner, Christoph Matschie und Jörn Mothes aus Anlass des zehnten Jahrestages der Sandinistischen Revolution eine Reise nach Managua, die sie mit Hilfe offizieller Einladungen über den BEK und kirchlicher Dienstreisepässe durchführen können. Auch in seiner Diplomarbeit aus dem Jahr 1989 mit dem Titel „Die Mission der Brüdergemeinde an der Moskito-Küste in Nicaragua.“ beschäftigt sich Mothes mit entwicklungspolitischen Fragestellungen. Letztlich ist zudem die Planung eines nicht mehr realisierten Nicaraguaprojektes im Jahr 1990 unter dem Motto “Weiterarbeiten am Modell Nicaragua“ unter der Trägerschaft der Ev. Brüder-Unität Herrenhut belegt.
In den Arbeitsheftern zu den Nicaraguaprojekten sind zudem Samisdat und kirchliche Informationsschriften zur humanitären Aufbauarbeit in Nicaragua der Jahre 1980 bis 1989 vom BEK, von der Initiativgruppe Hoffnung Nicaragua Leipzig, vom ökumenischen Jugenddienst, vom Nicaragua-Arbeitskreis „19. Juli“, vom Arbeitskreis Solidaritätsdienste der Gossner Mission in der DDR, von der zentralen ESG Berlin, von der Ev. Brüder-Unität Herrenhut, aber auch Zeitungsberichte und Informationsmaterial von weltweiten Nicaraguagruppen sowie theoretische Konzepte zur Befreiungstheologie enthalten.
Am 20.12.1989 konstituiert sich unter der Mitwirkung von Mothes das Bürgerkomitee zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit in Gera. Die Arbeit des Bürgerkomitees Gera ist in Arbeits- und Beratungsprotokollen, Korrespondenzen, Adresslisten, Presseerklärungen sowie Bild- und Tondokumenten von Dezember 1989 bis Februar 1990 überliefert. Zu dieser Sammlung gehören außerdem Materialien vom Bürgerkomitee des Bezirkes Gera, der Koordinierungstreffen der Bürgerkomitees in Leipzig und Berlin, des Bürgerforums Jena sowie Berichte der gemeinsamen Kommission aus Bürgervertretern und Beauftragten der Regierung der DDR im ehemaligen Amt für Nationale Sicherheit des Bezirkes Dresden und der Arbeitsgruppe Staatssicherheit der zeitweiligen Kommission des Bezirkstages Suhl.